Freitag, 11.10. 2024 um 14.00 Uhr in der Friedrich-Wilhelm-Schmidtstr. 3 in 16248 Oderberg, Brandenburg
Die Tafel erinnert an den Schiffsbauingenieur Horst Borbe – geb. 5. 5. 1908 in Königsberg/Ostpreußen, hingerichtet 1.10. 1951 in Moskau.
Borbe stammte aus einer Angestelltenfamilie, war verheiratet und hatte drei Kinder. Nach einem mehrjährigen Praktikum bei der Union-Gießerei bei Königsberg fuhr er als Ingenieur der Handelsmarine zur See.
Von 1940 bis 1942 diente Borbe als Prüfleiter in der Luftwaffe und von 1942 bis 1945 in der Kriegsmarine als Kontrollingenieur. 1948 arbeitete er als Elektriker auf dem Flughafen der Briten in Langenhorn bei Hamburg und von 1948 bis 1950 in der SAG Schiffsreparatur in Oderberg. Anschließend war er 5 Monate in Annaberg-Buchholz als Ingenieur im Bergbau tätig. Seit Oktober 1950 arbeitete er als technischer Leiter der Schiffswerft in Malz bei Oranienburg.
Im März 1951 stellte sich Borbe beim RIAS vor, da er in einer Sendung gehört hatte, dass der Sender Anstellungen im amerikanischen Seedienst vermittle. Von dort wurde er an das amerikanische Konsulat verwiesen, wo man ihn – unter dem Vorwand, er könne sich so das Geld für die Schiffspassage nach den USA verdienen – für den Spionagedienst anwarb. Er bekam den Auftrag, eine Lageskizze von der Werft in Malz anzufertigen und Informationen über die sowjetischen Truppenstützpunkte zu sammeln. Borbe warb seinerseits drei Unteragenten an, die ihm als Zuträger dienten. Am 16. 4.1951 wurde Borbe in Malz vom MfS verhaftet und am 26. 4.1951 der SKK übergeben.
Seine letzte gemeinsame Adresse mit der Familie befand sich in Oderberg in der Friedrich-Wilhelm-Straße. Bei einer Hausdurchsuchung fand das MfS technische Zeichnungen und Lagepläne der Werft. Das SMT Nr. 48240 verurteilte Borbe am 1. 8. 1951 wegen Spionage in der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland zum Tode durch Erschießen. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnte sein Gnadengesuch am 24.9.1951 ab. Das Todesurteil wurde am 1.10.1951 in Moskau vollstreckt. Die GWP rehabilitierte ihn am 7. 4.1998.
Quelle: Roginskij, Arsenij / Drauschke, Frank / Kaminsky, Anna (Hrsg.), „Erschossen in Moskau…“ Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953, Metropol Verlag Berlin, 4. Aufl. 2020
In Anschluss an die Anbringung der Tafel gibt es die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch in der Oderberger Kaffeestube, Angermünder Str. 7, 16248 Oderberg.