Wolf Utecht

Student und Schauspieler, geb. 16. 5.1929, erschossen am 12. 2. 1953 in Irkutsk, zuletzt wohnhaft in der Giesebrechtstr. 19 in Berlin/Charlottenburg

Wolf Utecht studiert seit 1949 an der Deutschen Hochschule für Politik (Studenten­ausweis Nr. 345). Er hat zuvor einen Schnelllehrgang für Elektroschweißen und eine Schauspielausbildung absolviert. Seine Mutter Käthe schlägt sich als Kriegerwitwe mit drei Söhnen im Berlin der Nachkriegszeit durch. Während sie als Haushälterin arbeitet, betreut Wolf Utecht tagsüber seinen jüngsten Bruder Lutz (Jahrgang 1943). Der Student der Staatswissenschaften Wolf Utecht wird am 10. Juli 1950 in Magdeburg vom Staats­sicherheitsdienst der DDR festgenommen. Er führt zum Zeitpunkt seiner Festnahme Ma­terial der „Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit“ mit sich. Acht Tage nach seiner Verhaftung wird Utecht der sowjetischen Geheimpolizei übergeben und am 15. Septem­ber 1950 vom Militärtribunal der sowjetischen Garnison in Halle zu 25 Jahren Freiheits­entzug und Zwangsarbeit verurteilt. Am 13. Dezember 1950 wird er mit anderen Straf­häftlingen aus dem damaligen russischen Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen nach Tajschet in Sibirien gebracht. Der Direktor der Deutschen Hochschule für Politik Otto Suhr setzt sich auf Bitte von Käthe Utecht für die Freilassung von Wolf Utecht ein. Noch im Oktober 1957 geht das Gesamtdeutsche Referat des Verbandes Deutscher Studen­tenschaften davon aus, Utecht befände sich in einem sowjetischen Zwangsarbeitslager. Der damals zuständige VDS-Referent Dietrich Spangenberg teilt am 10. Oktober 1957 dem AStA der FU auf dessen Anfrage mit, dass sich nach seinen Informationen noch achtzehn deutsche Studenten in sowjetischer Haft befänden, darunter auch Wolf Utecht. Er wird jedoch schon am 17. November 1952 wegen angeblicher Bildung einer Wider­standsgruppe in dem sibirischen Arbeitslager Osjornoe von dem Sowjetischen Militärtri­bunal des Ostsibirischen Wehrkreises zum Tode verurteilt und am 16. Februar 1953 in Irkutsk erschossen. Am 5. April 1995 rehabilitiert die Oberste Militärstaatsanwalt­schaft der Russischen Föderation Wolf Utecht als „Opfer politischer Verfolgung“.

Quelle: FU-Chronik 1949-1960, http://web.fu-berlin.de/chronik/b-picts/1949-1960/erschossen.html (zuletzt abgerufen 16.02.2021)

Weitere Informationen zu Wolf Utecht und anderen Studenten der FU: https://www.deutschlandfunk.de/vergesst-sie-nicht.680.de.html?dram:article_id=35100 (zuletzt abgerufen 16.02.2021)