
Wolfgang Waterstraat wurde am 29. Januar 1920 in Stettin als Sohn eines Polizisten geboren.
Im Jahr 1939 wurde der Medizinstudent Waterstraat an die Front eingezogen, wo er als Truppenarzt diente. An der Front zog sich der Sanitätsfeldwebel Waterstraat schwere Verwundungen zu.
Nach dem Krieg ließ sich Waterstraat in Berlin nieder, wo er seine Frau heiratete. Im Jahr 1948 bekam das Paar eine Tochter.
Nach Abschluss seines Medizinstudiums nahm Wolfgang Waterstraat eine Stelle als Mikrobiologe am Robert-Koch-Institut an, wo er an der Entwicklung des Antibiotikums Streptomycin arbeitete.
Waterstraat war Mitglied der politischen Vereinigung „Deutsche Union“ und der daraus hervorgegangenen Gruppe der „Europäischen Freiwilligen von West-Berlin“, zu deren Vorsitzenden er gewählt wurde. Diese Vereinigung bestand vor allem aus Journalisten, die sich für ein geeintes Europa ohne Grenzen und Militarismus einsetzten.
Am 28. August 1951 machte sich Wolfgang Waterstraat auf dem Weg zur Arbeit, in seiner Aktentasche befand sich seine Dissertation über die Erforschung des Medikaments Streptomycin. An der S-Bahn-Station Ostkreuz sollte der Mikrobiologe von zwei MGB-Beamten festgenommen werden.
Waterstraats Fall wurde von Oberleutnant Diakonov geführt, einem leitenden Ermittler der „OS-Abteilung“ des Büros des MGB-Kommissars der UdSSR in Deutschland. Am 29. August schrieb der Ermittler Diakonov im Zuge der Verhaftung auf, dass Waterstraat „der Leiter einer antisowjetischen Spionageorganisation in West-Berlin ist, die sich ‚europäische Freiwillige‘ nennt. Diese Organisation betreibt Spionage, führt Sabotageakte und verschiedene Provokationen gegen die Sowjetunion und die DDR durch. Am 2. Juni verübte Waterstraat zusammen mit einigen anderen Mitgliedern der Organisation einen provokativen Brandanschlag auf ein Panzerdenkmal für sowjetische Soldaten im Englischen Sektor von Berlin. Gleichzeitig beabsichtigten Waterstraat und andere Mitglieder der Organisation, Sabotageakte zu begehen und das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park, den „Blauen Express“ und andere Objekte in die Luft zu sprengen“.
Diese Anschuldigung bildete die Grundlage für das Strafverfahren, das nach fast fünf Monaten, am 17. Januar 1952, zu einem Todesurteil wegen angeblicher Spionage, Sabotage und antisowjetischer Propaganda führte. Waterstraat wurde nach Moskau verschleppt, wo er am 2. April erschossen wurde. Die Asche des Wissenschaftlers wurde auf dem Friedhof von Donskoje beigesetzt. Waterstraat war 32 Jahre alt.
Zusammen mit Waterstraat war ein Patient des Robert-Koch-Instituts, der Berliner Lieben, an dem Fall beteiligt. Lieben erhielt 25 Jahre Lagerhaft, wurde aber nach einigen Jahren vorzeitig entlassen.
Seit dem Tag seiner Verhaftung an der Berliner S-Bahn-Station war Waterstraat als vermisst gemeldet. Die Familie erfuhr erst 1959 vom Tod Wolfgang Waterstraats, als sie einen Brief des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes erhielten. Darin hieß es, Waterstraat sei „auf dem Gebiet der UdSSR gestorben“. Die Umstände seines Todes wurden der Familie erst 1993 bekannt gemacht, als sie eine Bescheinigung der Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation über die vollständige Rehabilitierung von Wolfgang Waterstraat erhielt. Die Verhaftung wurde als „ungerechtfertigt“ bewertet.
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Dr. Nikolai Ivanov