Heinz Unger

Heinz Unger wurde am 14. Juni 1932 in Werder (Havel) geboren. Sein Vater war Obstbauer.

Im Herbst 1948 zerschlug Unger aus Protest gegen die Heuchelei und Lügen des Stalin-Regimes in der DDR eine Gedenktafel für den Antifaschisten Karl von Ossietzky an seinem Schulgebäude in Werder und wurde daraufhin von der Schule verwiesen. Anschließend arbeitete er zwei Monate lang in einem Laden, der den sowjetischen Besatzungsbehörden gehörte.

Zum Jahresbeginn 1949 begann Unger eine Lehre als Zahntechniker in einer sowjetischen Zahnklinik in Potsdam, wechselte später in eine deutsche Ausbildungsstätte für Zahntechnik in Babelsberg und schloss seine Ausbildung im Februar 1951 ab. Anschließend arbeitete er im Zentralen Zahntechnischen Labor in Jüterbog.

Am 10. Juni 1951 wurde Heinz Unger in Werder im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine dortige Widerstandsgruppe verhaftet. Zusammen mit seiner Freundin Ingeborg Wolff soll er in Werder und Babelsberg Flugblätter der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) verteilt, Truppenbewegungen notiert und Flugblattraketen abgeschossen haben. Zudem wurde ihm vorgeworfen, im Raum Jüterbog Kennzeichen sowjetischer Militärfahrzeuge gesammelt und an einen Kontaktmann in West-Berlin weitergegeben zu haben.

Nach seiner Festnahme wurde Unger am 21. Juni 1951 der Sowjetischen Kontrollkommission übergeben und in das MGB-Gefängnis Potsdam in der Lindenstraße gebracht. Am 11. Januar 1952 verurteilte ihn das Sowjetische Militärtribunal Nr. 48240 in Potsdam zusammen mit Ingeborg Wolff wegen Spionage und „antisowjetischer, antidemokratischer Propaganda“ zum Tode durch Erschießen. Sein Gnadengesuch lehnte das Präsidium des Obersten Sowjets am 29. März 1952 ab. Das Urteil wurde am 2. April 1952 in Moskau vollstreckt. Am 15. Februar 1999 rehabilitierte die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation Heinz Unger vollständig.

Am Freitag, den 21. März 2025, wurde in Jüterbog die elfte Erinnerungstafel im Rahmen des Projekts „Letzte Adresse Brandenburg“ feierlich angebracht. Die Tafel erinnert an den Zahntechnikerlehrling Heinz Unger. Sie befindet sich am Amtshaus, Am Dammtor 16, 14913 Jüterbog – an seinem letzten Wohnort.

Hier befindet sich heute die Evangelische Grundschule Jüterbog. Vor diesem Gebäude liegen ein kleiner Platz, ein Friedhof und ein Denkmal für die sowjetischen Soldaten, die in den letzten Kriegstagen gefallen sind. Mit der Anbringung der Tafel bewahrt dieser Ort heute die Erinnerung an die militärischen und politischen Opfer der totalitären Regime und an ihr tragisches Gegeneinander.

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* Die Biografie von Heinz Unger und seine Adresse sind auf der interaktiven Karte der stalinistischen Repressionen in Deutschland dokumentiert:

https://donskoje1950-1953.de/?p_id=394

* „Der Fall Werder/Havel“ – Artikel über die Widerstandsgruppe in Werder in der B.Z. vom 18.05.2003.

https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/der-fall-werderhavel